Freitag, 18. April 2014

Ballesterer 91



Rezension


Ballesterer
Nr. 91, Mai 2014
82 S.






Die AS Roma und auch Francesco Totti gingen mir zwar nie besonders nahe, dennoch ist die lange Zeit von über zwei Jahrzehnten, in denen Totti nun der zentrale Spieler des Vereins ist, jedenfalls bemerkenswert. Auch bei meinem Besuch bei einem Spiel in Rom entschied einst Totti das Match. Jedenfalls taugt so ein Spieler als Idenitifikationsfigur, der Fan seines Vereins ist und lieber geliebter Superstar in seiner Heimatstadt ist als rastlos dem Geld hinterher zu ziehen. „Die Geschichte des gebürtigen Römers, der nie ein anderes Trikot als das seines Herzensklubs getragen hat, klingt wie eines der Märchen, die im modernen Fußball immer seltener werden.“ schreiben Jakob Rosenberg und Martin Schreiner. Andere mögen besser kicken, mehr verdienen und Titel gewinnen, doch das bleibt letztlich Schall und Rauch im Vergleich zu einem guten Leben. Außerhalb Italiens mag Totti daher aber weniger als Zugpferd taugen, deshalb eine mutige Wahl seiner Person als Titelgeschichte. Etwas mehr Kolorit an Einschätzungen von Fans oder Beispiele der Heldenverehrung wären vielleicht noch interessant gewesen, aber auch so bringen einem gewohnt gute Artikel und Interviews die Person und den Mythos Totti näher.

Dazu gibt es im Heft etwas über das unterschiedlich gelagerte, aber in beiden Fällen traurige, finanzielle Siechtum der Vienna und des Sportklub. Bei beiden werden neben sportlicher Luft nach oben Immobilienfragen diskutiert. Nachdem bei der Vienna diverse Immobilienprojekte auf der Hohen Warte oder im Nachwuchszentrum eher skeptisch gestimmt hatten, versucht auch der Wiener Sportklub die Finanzen für die dringend notwendigen Sanierungen und überlebenswichtigen Umbauten von Trainingszentrum und Stadion mit Projekten für Wohnbauten und Gewerbeflächen aufzustellen, wie Johannes Hofer und Reinhard Krennhuber berichten.

Spannendes gibt es noch über die Auswirkungen des Krim-Konflikts für den Fußball sowie Nettes und Interessantes aus dem Stadionbereich über das Štadión Pasienky in Bratislava und das Maracana in Rio de Janeiro.
In der schönen Serie von Clemens Schotola über die Auswärtssektoren der Bundesliga-Stadien (Wird es aufgrund der Umstände eine Fortsetzung mit den Zweitligastadien geben?) wurmte ihn diesmal in Graz-Liebenau angesichts dreimaliger Erwähnung offenbar besonders das Fehlen einer Verpflegungsstation anstelle der mobilen Versorgung. Das war mir so auch nicht bewußt, da bei Rapid-Gastspielen bis auf zwei Ausnahmen seit dem Umzug des Gästebereichs immer zwei Sektoren und damit auch der Imbißstand im Nebensektor offen standen.

Eine Ausgabe, deren Lektüre erfreulich viel Zeit in Anspruch nahm, da nichts zum Querlesen war, sondern alles aufmerksam zu studieren war.

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