Donnerstag, 15. April 2010

11 Freunde, 101


Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr.101, April 2010
130 S.






Roland Gerlach besucht leere Stadien. Er nennt sich "Trockenhopper", da er im Unterschied zum Groundhopping die Plätze ohne Spiel besucht. Alle 360 Stadien des "großen Buchs der deutschen Fußballstadien" (hat übrigens ein österreichisches Pendant) hat er. Respekt. "Andere besichtigen Kathedralen und Schlösser, ich eben Stadien. Stadien, die leer stehen." läßt Andreas Bock Gerlach erzählen. Er schreibt: "Gerlach schätzt die Abwesenheit jenes Lärms, den der moderne, durchkommerzialisierte Fußball mit wattstarken Lautsprechern in die Arena gebracht hat. In Deutschland findet Gerlach die Antipoden nur noch in den unteren Ligen. Da stehen die Stadien, in denen einst Erst- oder Zweitligafußball gespielt wurde und die längst Biotopen gleichen, dort, wo das Unkraut durch die rissigen Treppenstufen an den alten, wurmzerfressenen Holztribünen empor klettern. Die Momente in solchen Stadien haben für ihn etwas Meditatives." Das kann ich nachvollziehen. Alte Stadien sind großartig. Persönlich schaue ich sie mir dann aber doch lieber mit einem Fußballspiel an.

Interessant ist Titus Chalks Geschichte über das Beispiel des "guten" US-amerikanischen Eigentümers von Aston Villa, Randy Lerner. Er wird im Artikel nahezu als Messias gezeichnet, was dann doch etwas skeptisch stimmt. Allerdings scheint er hell zu strahlen im Vergleich zur sonst üblichen zerstörerischen Wirkung der "Investoren" wie bei seinen Kollegen bei Manchester United oder Liverpool.
Freut man sich kurz über das Gute und Schöne im Fußball, so folgt einige Seiten weiter wieder die Ernüchterung über den modernen Fußball in Form eines Berichts über Evian Thonon Gaillard. Der Konzern Danone baut in Frankreich diesen Verein am Reißbrett auf.

Der beste Teil des Hefts sind die Ausführungen des großen niederländischen Fußballphotographen Hans van der Meer. Vor wenigen Bildern kann man so viel Zeit beim Betrachten und Bestaunen verbringen wie den seinen. Für mich ein Vorbild aufgrund seines Raumkonzepts ("eine erkennbare Spielsituation auf dem Platz und ein Blick auf die Welt dahinter") und des Zugangs, am Platz eine Perspektive zu wählen und darauf zu warten, bis sich das Spiel in den gewählten Ausschnitt bewegt. Diese mir durch ihn vermittelten Erkenntnisse prägen seit Jahren meine bescheidenen Ambitionen.



11 Freundinnen
Magazin für Frauenfußball
Nr.3, April 2010
50 S.






Im beiliegenden Frauenfußballheft bleibt Jan Ziers Geschichte über Doreen Nabwire in Erinnerung. Eine harte Aufsteigerinnengeschichte von Kenias bester Fußballerin aus den Slums von Nairobi bis zum Engagement bei Werder Bremen.

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