Freitag, 12. März 2010

Ballesterer 50


Rezension


Ballesterer fm
Nr. 50, März 2010
82 S.







Die Jubiläumsausgabe zum 50. Heft des Ballesterer ist das bisher zweitdickste Heft nach der EM-Ausgabe 2008. Wie immer in den letzten sieben Jahren, in denen ich die nun zehn Jahre alte Zeitschrift als Leser begleiten darf, ein Genuß. Wenn der Genuß z.B. auch in der Denksportaufgabe besteht, ob die als Inserat dargebrachte "ballesterer-Leserreise zur Fußball-WM 2010 in Südafrika" echt ist, bei der man "zusammen mit dem ballesterer-Chefredakteur das Spiel" analysieren sowie im "Restaurant mit der wohl größten Auswahl Afrikas an Wild, von Krokodil über Strauß bis Kudu" speisen könne. Klingt eigentlich zu exotisch, um ernst gemeint zu sein. Erster Gedanke: Das muß Satire sein. Scheint aber tatsächlich ein echtes Inserat zu sein. Bei dem in eine mehrmals verwendete Textvorlage vielleicht nur der Begriff "Ballesterer" kopiert wurde? Das würde nämlich die fehlende Namensnennung des angesprochenen Chefredakteurs erklären, die man doch erwarten würde, wenn dessen Beisein ein Verkaufsargument darstellt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Zum Jubiläum bietet das Heft viel Information über die − britische und deutsche − Fanzinekultur, mit Blick auf den Wiener Sport-Club. Hauptsächlich geht es dabei um Rückblick auf heroische vergangene Zeiten der Prä-Internetz-Zeit der 1980er und 1990er Jahre. Als aktuelles österreichisches Beispiel der derzeitigen Generation an Vereins-Fanzines, fotolastigen Sprachrohren der Ultra-Kultur, wird das Block West Echo der Ultras Rapid portraitiert.
Der Chefredakteur des zeitgleich mit dem Ballesterer entstandenen deutschen 11 Freunde Philipp Köster erklärt im Interview, warum sich dieses Heft in den letzten Jahren von Fanthemen wegbewegte. Interessant dazu im Kontrast die Hommage des Schweizers Pascal Claude (Knapp daneben), der feststellt, daß der Ballesterer trotz aller Entwicklung "auch heute noch erstaunlich nahe bei seinen Ursprüngen" ist. Er hat recht, gerade diese Vermeidung von Beliebigkeit und Oberflächlichkeit ist eine wesentliche Stärke. Das Hauptargument für die Lektüre des Hefts ist und bleibt für mich seit sieben Jahren die Wissens- und Horizonterweiterung, die ich durch sie erfahren durfte. Danke dafür.

Wenn ich so frei sein darf: Abschließend möchte ich mich dafür entschuldigen, daß sich der Produktionsprozeß der Rezension ein bißchen in die Länge gezogen hat. Beim nächsten Mal geht's sicher schneller.

2 Kommentare:

  1. Der Ballesterer gehört auch in Deutschland für mich zur Pflichtlektüre. Vor allem find ich es schön zu wissen, dass das Heft seine Wurzeln nicht vergessen hat und sich in Heft 50 mal mit dem Phänomen Fanzine beschäftigt hat. Sollte man nicht meinen, dass es noch viele davon in Zeiten der Weblogs gibt.

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  2. der fanzine-artikel wirkte auch ein wenig wie ein rückblick auf ein historisches phänomen

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